Erfahrung macht den Unterschied

Rat und Hilfe im Trauerfall

Die Symbolkraft von Blumen und Pflanzen

Symbole spielen eine wichtige Rolle bei der Grab­bepflanzung und bei der Trauerfloristik. Pflanzen und Blumen sind für viele von uns Ausdrucks­mittel der Trauer, die sich seit Generationen und in unterschiedlichsten Kulturkreisen entwickelt haben.

Lebende Tradition

So manche Tradition ist auch schon wieder in Vergessenheit geraten: Wer weiß beispielsweise heute noch, dass Rosmarin und Raute früher auf das Grab gepflanzt wurden, um mit ihrem Duft das Böse fern zu halten?

Jahrhundertelang galt die Narzisse als Mittlerin zwischen Ober- und Unterwelt. Heute ist sie Frühlingsbote, an deren Duft und Farbe man sich erfreut.

Als Überwinder des Todes galten die Immergrünen, weil sie die tödliche Kälte des Winters schadlos überstanden. Heute werden sie vor allem als ruhiger und gepflegter Hintergrund verwendet, der das bunte Blühen auf dem Grab zur Geltung bringt.

Mit diesem Ratgeber laden wir Sie ein, sich ein wenig mit der Symbolik der Pflanzen zu beschäftigen. Sie kann eine schöne Sprache sein, um das Leben unserer Verstorbenen nachzuzeichnen und so an sie zu erinnern.

Grabschmuck im Wechsel der Jahreszeiten

Zur Bepflanzung von Gräbern werden oft bodendeckende Pflanzen wie zum Beispiel Efeu oder Sedum und niedrige Blumen gewählt. Häufig folgt man dabei einem jahreszeitlichen Bepflanzungsrhythmus, in dem abgeblühte Blumen durch frische ersetzt werden. So erhalten viele Gräber im Frühling ein Beet aus farbigen Stiefmütterchen oder Fleißigen Lieschen, die bis in den Herbst blühen.

Im Sommer folgen Begonien und im Frühherbst Erika. Im Spätherbst wird das Grab dann mit Tannenzweigen ab- und gewöhnlich Anfang März wieder aufgedeckt. Es empfiehlt sich, heimische Pflanzen zu verwenden, da sie den klimatischen Bedingungen am besten angepasst sind.

Pflanzenfarben mit Bedeutung

Viele Farben haben eine spezielle Bedeutung: Weiß ist die Farbe der Unschuld, der Reinheit und des Friedens. Daher spielt sie in der Trauerfloristik eine wesentliche Rolle und ist eine der häufigsten Farben für Grabblumen. Weiße Rosen und die Madonnenlilie sind bekannte Beispiele.

Die weiße Lilie steht für Reinheit und Unbeflecktheit; sie wird gern in Trauergestecken und als Grabstrauß verwendet. Die Farbe Rot symbolisiert Blut und Liebe. Rote Rosen sind eines der stärksten Symbole, die es in der Trauerfloristik gibt.

Die Farbe Blau – zum Beispiel Vergissmeinnicht – steht für Treue. Gelb symbolisiert die Wärme und Kraft der Sonne. Und die lange in weiß, rot oder rosa blühende Eisbegonie wird in einigen Regionen Deutschlands als „Ewige Liebe“ bezeichnet.

Grün gilt bei uns als Farbe der Hoffnung. Immergrüne Gewächse – wie beispielsweise der Buchsbaum und Efeu – tragen auch im Winter Blätter. Viele verbinden deshalb mit ihnen die Vorstellung der Ewigkeit oder des ewigen Lebens und pflanzen sie als Zeichen der Unsterblichkeit und der Auferstehungshoffnung. In der Grabbepflanzung war Efeu so typisch, dass man diese „Friedhofspflanze“ noch in den 1920er und 1930er Jahren nicht im Garten oder auf dem Balkon verwendete.

Die immergrünen Fichten, Tannen, Wacholder und Eiben sind ebenfalls auf zahlreichen Friedhöfen zu finden.

Formensprache der Grabbepflanzung

Auch die Form der Grabbepflanzung kann tiefere Bedeutung besitzen. Das Kreuz zum Beispiel ist die stärkste Symbolform des Christentums. Es ziert nicht nur die Kirchen, sondern ist auch als Zeichen auf vielen Gräbern und bisweilen als Grabgesteck zu finden. Der Kranz als Form ohne sichtbaren Anfang und Ende symbolisiert die unsterbliche Seele. Bereits in der Antike war er ein Zeichen des Sieges über den Tod.

Das Herz ist eine allseits bekannte Form, Liebe und Zuneigung auszudrücken. Ein Herz aus roten Rosen ist besonders eindrucksvoll. Wegen dieser starken Symbolkraft sollte seine Verwendung allerdings den nahen Angehörigen vorbehalten sein.

Viele Pflanzen, die wir heute auf dem Friedhof verwenden, sind auch wegen ihrer Blatt- oder Blütenform alte Symbole. So gelten beispielsweise Gewächse mit dreigeteilten Blättern oder Blüten als Symbol der heiligen Dreifaltigkeit.

Duftendes und Immergrünes

Düfte und heilende Wirkungen von Pflanzen haben uns über alle Zeiten begleitet. Vielen Pflanzen dieser Kategorie haften deshalb tief gehende Sinngehalte an, deren Abhandlungen ganze Bibliotheken füllen.

Ein bekanntes Beispiel ist Rosmarin. Mit seinem würzigen und außergewöhnlichen Duft ist er wie eine Brücke zwischen Toten und Hinterbliebenen und das ganze Jahr hindurch präsent – so wie die Erinnerung.

Bei der Geburt geschenkt, im Hochzeitskranz getragen, in den Garten und später auf das Grab gepflanzt, begleitete Rosmarin in früheren Zeiten die Menschen ein Leben lang. Das ätherische Öl der Rosmarinblätter wurde auch bei der Wäsche der Toten genutzt. Es verdeckte unangenehme Gerüche und verlieh – so der Glaube – der Seele duftende Flügel.

Individuelle Grabbepflanzung

Ein schönes, gepflegtes Grab ist der Wunsch der meisten Angehörigen. Daher hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine Gestaltung durchgesetzt, die sich in Bodendecke, Rahmenpflanzung und Saisonschmuck unterteilt:

Arten, die das Grab gleichmäßig bedecken und Unkraut fernhalten, überziehen die Fläche. Efeu und Kleines Immergrün, Steinbrech und Waldsteinia sind verbreitete Vertreter dieser flach wachsenden Arten.

Immer mehr Menschen entwickeln heute jedoch den Wunsch, der Individualität eines Verstorbenen durch eine besondere Grabbepflanzung Ausdruck zu verleihen.

Spiegelten die alten Symbolpflanzen allgemein das Verhältnis der Menschen zum Tod wider, steht heute die Erinnerung an den Verstorbenen mit seinen Eigenschaften und Vorlieben im Vordergrund.

So finden bei der Grabgestaltung heute auch individuelle Symbolpflanzen Verwendung. Zum Beispiel können Sie die Lieblingsblumen vom heimischen Balkon oder Kräuter aus dem Garten aussäen.

Viele Menschen erinnern sich auch an einen gemeinsamen Urlaub, der durch eine typische Pflanze symbolisiert wird. Wer mit einem Verstorbenen schöne Erinnerungen an Südfrankreich verbindet, könnte provencalischen Lavendel auf der Grabstelle pflanzen.

Den Blickfang auf dem Grab bilden Pflanzen, die auch Balkon und Terrasse im Laufe des Jahres verschönern. Tulpen und Primeln, Stiefmütterchen und Bellis spielen im Frühjahr eine wichtige Rolle. Ihnen folgen Geranien und Fuchsien, Zweizahn, Margeriten, Salvien oder andere Vertreter aus der Fülle sommerlichen Blühens. Den Herbst bestimmen vor allem die Farben von Eriken und Chrysanthemen, aber auch Astern und Alpenveilchen mischen sich darunter.